Die Basilika St. Johann
„Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.“
aus dem Prolog des Johannes-Evangeliums, Joh 1,6-7
- Grundsteinlegung Juli 1754; Weihe 8. Januar 1758
- Baumeister: Friedrich Joachim Michael Stengel, dessen einziger katholischer Sakralbau
- 1964-1975 Renovation nach barockem Original, Einbau der Klaisorgel
(1999 um zwei Orgelwerke – Marien- und Ludwigsorgel – erweitert) - 1975 Erhebung zur „basilica minor“ durch Papst Paul VI
- 1986 Weihe des neuen Portals, Künstler Ernst Alt
- bis Ende 2004 Pfarrkirche der Kirchengemeinde St. Johann
- ab 01.01.2005 „Citykirche“ im Rahmen der Citypastoral der neuen Pfarrei St. Johann
“Die gewachsene historische Bedeutung und Funktion der Basilika für die Stadt Saarbrücken sowie ihre zentrale Lage prädestinieren sie dafür, an diesem Ort die Präsenz der Kirche in der Innenstadt im Verbund mit dem Kirchenladen „st-glauben am markt“ zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln.“
Bischof Stefan Ackermann, 2010
Vor der Reformation war die Stiftskirche St. Arnual die Mutter- und Pfarrkirche der meisten Ortskirchen in Saarbrücken. Die erste und älteste Tochterkirche wurde das Kirchlein St. Johann, auch Johanneskapelle genannt. Dieses Gotteshaus entstand möglicherweise bereits am Beginn des siebten Jahrhunderts, unmittelbar dort, wo heute die Basilika steht. Historisch gesichert ist seine Existenz ab dem 13. Jhd.
In der Gegend wohnende Saarfischer hatten die Kapelle dem Hl. Johannes zu Ehren gebaut und auch das langsam darum entstehende Dorf erhielt den Namen des Pfarrpatrons – St. Johann.
Zum 1. Januar 1575 wurde in der Johanneskapelle die Reformation eingeführt. Erst an Christi Himmelfahrt 1680 wurde wieder die hl. Messe gefeiert – in einer Notkirche, einem umgebauten Wagenschuppen. Nach einer Intervention des französischen Königs Ludwig XIV., der 1683 der hl. Messe in dieser Notkirche beigewohnt hatte, bekamen die Katholiken das Johanneskirchlein zurück.
In einer wahrhaft ökumenischen Allianz zwischen dem damaligen Pfarrer von St. Johann, dem Prämonstratenser Chorherrn Namour aus dem Kloster Wadgassen, und dem protestantischen Fürsten Wilhelm Heinrich initiierte man den Neubau eines katholischen Gotteshauses. Wilhelm Heinrich bat sogar in Rom (!) um Unterstützung für das Projekt. Auch die Bauausführung stand ganz im Zeichen neuer religiöser Toleranz: „Dabei halfen Lutheraner und Reformierte den Katholiken einträchtig und im besten Einvernehmen an dem Bau der Kirche, sodaß diese eigentlich den Ausdruck edelster christlicher Duldsamkeit verkörperte“, resümiert der Chronist in der Festschrift zum Bau der Michaelskirche 1924 rückblickend.
Die drei folgenden pdf-Dokumente geben einmal den Zustand der Basilika 1933 nach der ersten Renovierung im 20. Jahrhundert wieder, dann 1980 nach der großen Renovation von 1970-1975 - Autor: Pastor und erster Basilikapfarrer Matthias Prinz (1962-1985).
Im dritten Ausschnitt erläutert der ehemalige Pastor Franz-Josef Biesel (1985-2004) in der Festschrift zur 250. Wiederkehr der Weihe der Kirche St. Johann die Gestaltung des Kirchenraums. Während seines Pastorats erfolgte 1998-1999 eine dritte Renovierung.
"…veluti mater – wie eine Mutter“ – 40 Jahre basilica minor St. Johann (1975-2015)
von Pfarrer Eugen Vogt
(Erstabdruck in den Basilika-News - Ausgabe 7 (2015) (pdf-Datei) - Festausgabe zum 40. Jahrestag der Erhebung der Pfarrkirche St. Johann zur basilica minor)
Die Mutterkirche aller katholischen Gemeinden in Saarbrücken und im weiten Umfeld. So empfinden viele die von Friedrich Joachim Stengel 1754 bis 1758 erbaute katholische Kirche in St. Johann.
Princeps enim et veluti mater – Haupt und gleichsam Mutter vieler Gemeinden und Kirchen, so begründet auch das vatikanische Dekret vom 22. Oktober 1975 die Erhebung der Kirche in den Rang einer basilica minor. Die Formulierung erinnert an die große Inschrift an der sogenannten Erzbasilika St. Johannes in Rom. San Giovanni in Laterano, die Bischofskirche des Papstes, ist eine der großen Basiliken, der basilicae maiores, in Rom und Assisi. Seit dem 18. Jahrhundert ist der Titel „basilica minor“ (kleinere Basilika) eine Ehrung, die der Papst einem bedeutenden Kirchengebäude verleiht.
So soll die Bindung der einzelnen Kirchen an den römischen Bischof gestärkt und die Bedeutung dieser Kirchen für das Umland hervorgehoben werden. Fast 1700 Kirchen weltweit tragen derzeit den Basilika-Titel, 75 davon in Deutschland. Die erste Kirche, die im damaligen Deutschland den Ehrentitel erhielt, war die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau in Marienthal bei Haguenau im Erzbistum Straßburg im Jahr 1892. Im Bistum Trier war St. Matthias in Trier die erste basilica minor (1920), gefolgt von Maria Laach, St. Salvator in Prüm, Trier-Liebfrauen und Trier-St.Paulin und St. Wendalinus in St. Wendel. Unsere Kirche war also die siebte, im Saarland die zweite mit dem Basilika- Titel. 1991 folgte St. Kastor in Koblenz, und im Juli dieses Jahres konnte St. Severus in Boppard als neunte Kirche unseres Bistums die Erhebung zur Basilika feiern.
Den Antrag auf Erhebung der Pfarrkirche St. Johann zur Basilika begründete die Pfarrei vor 40 Jahren mit der reichen Geschichte des Kirchengebäudes. Immerhin war St. Johann die erste katholische Kirche nach der Reformation. Schon die Erbauung war ein bedeutendes und weithin wahrgenommenes Ereignis. Der französische König Ludwig XV. unterstützte den Bau, aber auch der kunstsinnige protestantische Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, der vor allem seinen Architekten Friedrich Joachim Stengel zur Verfügung stellte. Schon damals entstand eine lebendige Verbindung nach Rom. Papst Benedikt XIV. veranlasste, dass die Congregatio de propaganda fide, die heutige Glau- benskongregation, eine finanzielle Hilfe gab sowie eine Kollekte in Rom durchgeführt wurde.
Aus der kleinen Pfarrei St. Johann, die im Erbauungsjahr 1758 gerade 800 Katholiken zählte, wurde wirklich eine Mutterkirche, denn von ihr ausgehend sind über 30 weitere Pfarreien im Lauf der Zeit gegründet worden, von Burbach bis Sulzbach, von Gersweiler bis Brebach und Rentrisch. Zur heutigen Pfarreiengemeinschaft St. Johann gehören fast 14.000 Gemeindemitglieder.
Tintinnabulum (l.) und Conopeum (r.) - die Attribute auch unserer Basilika (Fotos: Stefan Sieg)
Eine weitere Begründung, den Titel einer Basilika anzustreben, war die künstlerische und architektonische Bedeutung der Kirche. Sie ist nicht nur ein Meisterwerk des Kirchen- und Stadtbaumeisters Stengel, der die barocken Städtchen Saarbrücken und St. Johann maßgeblich geprägt hat. Im Bildprogramm der Figuren und der Reliefs über den Eingängen ist sie eine sprechende Verkünderin des christlichen Glaubens in seiner katholischen Ausprägung. Die sorgfältig geplante und umfangreiche Erneuerung der Kirche von 1964 bis 1975 orientierte sich konsequent an der ursprünglichen Bauidee und Gestaltung Stengels und gab viele Impulse für die spätere Renovierung der evangelischen Ludwigskirche. Ein künstlerischer und geistlicher Schlusspunkt war 1986 die Einweihung des bronzenen Hauptportals des Saarbrücker Künstlers Ernst Alt (verstorben 2013) mit seiner beeindruckenden Gegenüberstellung des Kirchenpatrons Johannes des Täufers mit Jesus Christus.
Die Verantwortlichen unserer Pfarrei verwiesen 1975 auf die Kirche St. Johann als einen Mittelpunkt auch in der heutigen Landeshauptstadt Saarbrücken. Sie war und ist ein Ort, wo Gott gesucht, ihm die Ehre gegeben und sein Wort in die jeweilige Zeit und Lebenswelt der Menschen verkündet wird. Immer war dieser Ort mehr als die Pflege von liebgewordenen Traditionen. Immer waren und sind die Menschen im Blick mit ihrer Freude und Hoffnung, mit ihrer Trauer und Angst, wie das II. Vatikanische Konzil es der Kirche aufgetragen hat.
Deshalb wurde im Beschluss zur Basilika-Erhebung eigens erwähnt, welche wichtigen sozialen Dienste und Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen ausgehend von der Kirche St.Johann entstanden sind.
Die überaus zügige und klare Entscheidung, die vor 40 Jahren in Rom getroffen wurde, ist auch im Jahr 2015 ein Grund zur Freude und Dankbarkeit und ein Ansporn, diesen Ort auch weiter zu profilieren und zu prägen als den Ort einer Kirche, die offen und einladend für alle ist, die die Frage nach Gott mitten in der Welt von heute offen hält und sich in den Dienst der Menschen, besonders der Armen und Bedrängten, nehmen lässt.
In der über 250-jährigen Geschichte der Basilika St. Johann sind die 40 Jahre mit dem päpstlichen Ehrentitel nur eine kurze Zeitspanne. Und doch ist gerade auch die biblisch bedeutsame Zeit von 40 Jahren ein guter Grund zum Feiern und zum Innehalten, um sich auf den Kern des christlichen Glaubens und Lebens zu besinnen. Wie ihr Namenspatron Johannes der Täufer möge auch die Kirche St. Johann und die gesamte christliche Gemeinde immer von sich weg auf den Herrn verweisen. Er ist schon mitten unter uns, wenn wir in seinem Namen an dieser Stätte versammelt sind, und er soll immer mehr kommen und ankommen. „Dein Reich komme“ ist unsere tägliche Bitte. Er selbst hat sie uns aufgetragen.
Basilika-Ensemble: Kirche mit Sakristei und Wandelhalle, Foto: Stefan Sieg
40 Jahre basilica minor: Neues Kurzporträt 2015 zur Basilika St. Johann im Geistkirch-Verlag erschienen
Zum 40-jährigen Jubiläum der Erhebung der früheren Pfarrkirche St. Johann zur basilica minor erschien 2015 im Geistkirch-Verlag Saarbrücken ein 40-seitiger, reich illustrierter Kurzführer - sein Titel: Die Basilika St. Johann – ein Kurzporträt von Konrad Hilpert (Wort) und Stefan Sieg (Bild).
Prof. Dr. Konrad Hilpert, bis 2013 Leiter des Lehrstuhls für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, war von 1990-2001 Professor für Praktische Theologie und Sozialethik am Institut für Katholische Theologie der hiesigen Universität. Während dieser Zeit verfasste er ein ausführliches Buch über die Basilika, das 2002 im Paulinus-Verlag erschien und mittlerweile leider vergriffen ist.
Das Kurzporträt fasst auf dieser Basis die wichtigsten Merkmale des Stengelbaus im Innern und Äußeren nebst einem kurzen historischen Abriss in kompakter Form neu zusammen. Die kunsthistorisch-theologische Beschreibung der Altäre, der Kanzel, der Skulpturen und Bilder sowie der Orgel und des Portals wird durch zahlreiche Detailaufnahmen ergänzt, die Stefan Sieg angefertigt hat. Die Redaktion des Büchleins hatte Wolfgang Peters.
Der Kurzführer ist zum Preis von 3 Euro im Büro der City-Kirche Basilika St. Johann, am Schriftenstand in der Kirche sowie im Buchhandel (ISBN 978-3-946036-45-6) zu erwerben.
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- Eine ausführliche Darstellung der Basilika-Orgel finden Sie auf der Website des Basilika-Kantors Bernhard Leonardy.