Wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen...
"Am Abend dieses ersten Tages der Woche" (Joh 20,19)
Was genau sich da erfüllte und noch heute erfüllt, ist gar nicht so leicht zu verstehen. Schon am Abend des Ostertags hatte der Gekreuzigt Auferstandene die Seinen ja mit dem Geist angehaucht. Doch brauchte es wohl: eine Zeit vertiefter Inspiration. Tja, wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen! So sagt man ja manchmal...
Wenn man denkt, daß etwas eh nie geschehen wird oder geschehen kann - wie: "Weihnachten und Ostern zugleich." Beides ist so eine Redewendung wie vom St. Nimmerleinstag: wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen. Doch genau das beschreibt Joh im Evangelium vom Pfingsttag. Daß etwas geschieht, von dem im Augenblick zuvor jeder gesagt hätte: „Niemals - das passiert doch nicht!“
Am Abend dieses ersten Tages der Woche war's für die Jünger der Beginn der 1.Woche ohne Jesus. Bilder seiner letzten Stunden saßen fest in ihren Köpfen - derer, die dabei waren. Die anderen hatten den Sabbat Zeit ihren Gedanken nachzuhängen, was nun geschehen würde - abgeriegelt von der Welt da draußen (ganz ohne Corona übrigens.) Ratlos, ohne Antwort zieh’n auch wir uns manchmal in-uns-selbst zurück; sperren uns ein, in unsere Vorstellungen und Enttäuschungen. Halten uns heraus, aus dem, was andere bewegt - das Leben nimmt uns selbst in Beschlag, schnürt uns nicht selten die Luft zum Atmen ab (ganz ohne Corona.) Wie weggeblasen dann alle schönen Erinnerungen -bedeutungslos.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche - Tag der Schöpfung: hat Gott das Licht geschaffen; den Lauf der Zeit in Gang gesetzt. Den Grund gelegt, für alles, was dann noch kommen sollte. Doch für die Jünger hinter verschlossenen Türen und Fenstern blieb’s dunkel; hatte Zeit an Bedeutung verloren! Sie gingen auf nichts mehr zu. Zukunft gab`s für sie nur noch als Angst. Angst vor dem, was von draußen auf sie zukommen könnte - so abgeschnitten vom Leben!
Am Abend dieses ersten Tages der Woche nun, trat Jesus in ihre Mitte. "Ich bin das Leben!" hatte er gesagt, als Thomas ihn nach dem Weg fragte. Aber, vom Hören zum Begreifen war's halt noch weit. Und jetzt: Das Leben selbst tritt ein! - füllt alle Leere mit seiner Gegenwart; nimmt sich den Platz, von dem sie gar nicht wussten, daß er da ist, und sagt seine wichtigste Botschaft: „Friede sei mit euch!“
Wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen, dann ist Leben da; und Friede - in Person! Jetzt erst spüren wir die Freude, die Gottes Gegenwart schenkt. Was geschah also am Abend des ersten Tages der Woche? Es geschah, was am Anfang war, und immer wieder sein wird:
Gott schafft aus Nichts etwas Neues! Hl. Geist bricht durch. So auch an diesem Abend - fast unbemerkt. Der Geist vollzieht zweierlei im Menschen, so hat J. Tauler, der Dominikaner und Mystiker, einmal gesagt: Der Geist schafft eine Leere; und er füllt diese Leere! - Sicher kein einfacher, aber ein sehr tiefer, schöner Gedanke!
Wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen, am Abend dieses ersten Tages der Woche, dann inspiriert uns das Leben selbst! In christlicher Mystik gibt’s die wunderbare Vorstellung, daß der Mensch sein Leben dem Kuss-Gottes verdankt. Was sollte es auch anderes sein, als Gott uns den Atem des Lebens einhauchte?
ER gibt neues Leben; da, wo wir uns los-lassen, IHM über-lassen. Ihm, der in unsere Leere eintritt und Frieden schenkt; nicht erst am St. Nimmerleinstag, sondern, wenn Ostern/Pfingsten auf einen Tag fallen. Der Geist ist: Anfang - Licht - Leben! Und das nicht nur am ersten Tag der Woche! (BS)