"Mit Blumen im Himmel erwartet"

Eine Legende erzählt: wie Maria, nach Jesu Tod, in Jerusalem lebt. Einige Jahre nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt geht auch ihr Leben dem Ende zu.

Jesu Freunde*innen spüren es und versammeln sich um Maria. Es ist wie, nach Ostern: alle sind versammelt; nur Thomas fehlt. Und dann erleben die Apostel mit, wie Maria einschläft - wie sie heimkehrt zum Vater im Himmel. Ein Leben lang, hatte sie selbst ihren Sohn begleitet, bis zu seiner Himmelfahrt. Nun geht auch sie, ihre letzte Wegstrecke.

Nach Marias Tod begraben die Apostel sie vor den Toren Jerusalems, im Kidrontal; dort, wo sie alle mit Jesus, zu Lebzeiten, so viele Stunden, verbracht hatten. Dort, wo ER, sie in sein Denken und Fühlen einführte. Dort, wo sie etwas vom Himmel auf Erden gespürt haben.

Die Apostel begraben Maria. Voller Trauer, weil die Mutter ihres Meisters auch ihnen zur Mutter geworden war. Gleichzeitig sind sie voll Zuversicht und Hoffnung, wissen sie doch Maria auf dem Heimweg zum Sohn. Nach seinem Tod waren es die Frauen; danach Petrus und Johannes, die am Ostermorgen zum Grab gingen, um Jesu Leichnam zu salben.

Heilsame Kräuter - Duft des Lebens

Jetzt, Jahre später - so erzählt die Legende - gehen ebenso alle Apostel am nächsten Tag (mit Thomas!) zum Grab der Mutter Jesu.

Und wie damals am Ostermorgen finden sie keinen Leichnam; dafür duftende Blumen und Kräuter. Maria ist nicht dort. Blumen verströmen einen intensiven Duft. Und die Apostel verstehen: Maria ist gegangen - geblieben: der Duft ihres Lebens! (frei wiedergegeben, nach WB L. Schepers, Essen, 2015)

Durch heilsame Kräuter kommen auch wir in Berührung mit Gottes Schöpfung, mit seiner Lebenskraft, die ER in unsere Natur hineingelegt hat. Es ist sein Segen, der uns umgibt - ja einhüllt!

Wir brauchen solche Feste, die eine Zustimmung zur Welt und uns selbst ausdrücken. Denn was Leben und Alltag von heut auf Morgen auch bedeuten kann, was Menschen blühen mag; das leider können wir gerade 2020 und in dieser schwierigen Zeit vielleicht manches Mal ganz neu ermessen.

Die Ferienzeit geht zu Ende. Egal ob weit gereist oder nicht. Viele haben sich in den letzten Wochen sicherlich an Sonne und Natur erfreut; am Glanz des Übernatürlichen - verwurzelt im Licht! - Ich für mein Teil hab’s genossen, in diesem Jahr; hier dahemm. Und ich stelle mir gerade deshalb heute ebenso Marias Freude, damals bei ihrer Begegnung mit Elisabet vor; in dem Land, das wir gern das Heilige Land nennen, auch wenn es dort oft so gar nicht heilig zugeht.

Und auch für Maria hing seinerzeit der Himmel sicher nicht voller Geigen. Doch, glaube ich, sie spürte, wie Gott selbst ihr einen bunten Lebensstrauß schenkt(e) - einen, der damals in der Begegnung mit Elisabet für sie wohl noch nicht vollends greifbar, in ihrem eigenen Tod dann aber wirklich wurde (wie in Fortführung der Legende). Als wollte Gott sagen:

„Ich schenke dir, Maria, diese Blumen, die alles Alltägliche in Farbe tauchen. Und allem Eintönigen, Öden, einen neuen Duft und Klang verleihen. Ein Leben lang hast du mich mit Leib und Seele gesucht. Und selbst dein Tod nun, ist nicht das Ende, sondern Heimkehr! Die, die dich geliebt haben, haben es gespürt: Duftende Blumen/Kräuter haben sie gefunden, als sie dich in deinem Grab suchten. Du bist gegangen. Doch den Duft deines Lebens hast du zurückgelassen.“ (WB Schepers, Essen)

"Verwurzelt im Licht - himmelwärts"

Ist es auch nicht unser eigenes (menschliches) Privileg, von Gott erwartet zu werden; heimzukehren, in seiner Nähe zu leben. So war es doch Maria als Erster geschenkt.

Und ist ebenso uns versprochen! Und, wie um um diesen Glauben wachzuhalten, diese Hoffnung zu stärken, schenkt Gott auch uns immer wieder einen Blumenstrauß: als Liebeserklärung und Ermutigung. Als Versprechen, daß ER uns hält.

So will wohl das Fest heute uns bereits hier auf Erden, zu Lebzeiten, Beine machen, auf den Himmel zuzugehen. Denn dieser gewaltig, geheimnisvolle Horizont macht’s ja vielfach, letztlich überhaupt, erst möglich und ertragbar, sich am Leben in dieser Welt, wirklich richtig zu freuen. Die Erwartung an das Leben hier, wird erst von Gott her realistischer: verwurzelt im Licht!

Wie heißt es in einem Gedicht von Andreas Knapp auszugsweise so schön und treffend:

 

verwurzelt im licht

wir
die stets unsteten
ausgewurzelte Bäume
von uns selbst
vor uns hergetrieben

bleibe finden wir
einzig und allein
in jener sehnsucht
mit den wurzeln nach oben
himmelwärts

 

Zurück