"Kehrt um und glaubt an das Evangelium"
„Der Mensch lebt und besteht nur eine kleine Zeit, und alle Welt vergeht mit Ihrer Herrlichkeit. Es ist nur einer ewig, und an allen Enden, wir sind in seinen Händen.“
So formulierte es einst der Dichter Matthias Claudius. - Der Aschermittwoch und der Beginn der österlichen Vorbereitungszeit ruft uns genau das in Erinnerung: unser Leben in dieser Welt ist begrenzt. Und vieles, womit wir uns umgeben, ist dem Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen.
Die Verbrennung des Palms - mit dem Menschen Jesus am Palmsonntag noch zujubelten - und das Zeichen der Asche wollen uns das sehr deutlich ins Bewußtsein rufen. Doch zugleich, blicken wir eben hin, zu dem, der wie M. Claudius sagt, ewig ist - und uns in seinen Händen trägt und birgt.
2021 konnte uns das Aschenkreuz nicht wie gewohnt auf die Stirn gezeichnet werden. Doch Pandemie-bedingt waren wir so tatsächlich noch näher dran an der ursprünglichen Bedeutung des Zeichens. „Asche auf mein Haupt“ so sagen wir, wenn wir Fehler gemacht haben. Deshalb müssten wir uns eigentlich auch selbst mit der Asche bestreuen. So verstanden steht die Asche für Schuld und Umkehr.
Sie ist aber auch Kontakt zum Leben - bei aller Kontaktlosigkeit! Nämlich dem Leben, das von Christus am Kreuz geschenkt, über unsere Vergänglichkeit hinausgeht! So liegt denn auch eine stille Freude, ein verborgener Glanz auf diesen 40 Tagen. Keine traurige Zeit -Zeit, in der wir uns neu Gottes Kraft anvertrauen; und von all dem befreien können, was unser Herz einengt. Der Mensch empfindet Freude, wenn er über-sich-hinaus-wachsen, aus sich herausgehen kann.
Und so ist die Fastenzeit auch nicht bloß Zeit des Absterbenlassens - sehr wohl aber: Zeit des Loslassens! Unsere Verheißung heißt Leben! Sie verspricht neues Entdecken des Wesentlichen; verspricht Kraft und Orientierung! Wenn wir uns überwinden - eigene Grenzen und Ängste durchbrechen! Wir sind nicht dem Tod verfallen, sondern spüren, was allein uns beleben und weiten kann!
Ein Rabbi erzählte seinen Schülern: „am Tag vor meinem Tod wird es Zeit sein, Buße zu tun und mich von ganzem Herzen Gott zuzuwenden.“ Worauf ein Schüler bemerkte: „Rabbi, du kannst den Zeitpunkt deines Todes doch nicht wissen!“ Der Rabbi antwortete: „Richtig, deshalb fange ich JETZT damit an!“ Von diesem JETZT der Umkehr zum Leben spricht auch Paulus: "Siehe jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.“
Als wollte er sagen: Wagt neue Wege und findet darin: Gott! Er stellt Eure Füße auf weiten Raum (vgl. Ps 31,8-9). Ergreift Jetzt die Gelegenheit. Denn dazu gibt's diese österliche Auszeit! Ziel der Fastenzeit ist nicht das Fasten, sondern das Osterfest! Harren wir also standhaft und voll Liebe. (BS)