Hochfest der Geburt Johannes des Täufers

Das "Role-model" Jesu

"En Kerem" im Bergland von Judäa

"In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet." (Lk 1,39-40) - "Für Elisabet aber erfüllte sich die Zeit, dass sie gebären sollte, und sie brachte einen Sohn zur Welt. - Johannes ist sein Name." (Lk 1,57.63)

Als priesterlicher Nachkomme, Sohn von Zacharias und Elisabet, einer Verwandten Marias, war Johannes sozial angesehen. Durch sein späteres Leben in Einöde wiederum leistete er Verzicht, lebte in prophetischer Distanz, in den Niederungen des Jordantals - statt im "Speckgürtel" Jerusalems. Er wurde so anziehender Kontrast zu all dem, was das (erhabene) Jerusalem seinerzeit für Menschen an Erlebtem und Assoziiertem verkörperte.

Mit seinem Dasein, der Kritik an allem Etablierten ging er Risiken ein; wurde zum Gegenbild eines Bewahrers, ohne Bedenkenträger zu sein; stand für Neuprofilierung: ein Grundgefühl und Vorausbild von Nachfolge. Für die Umkehr zum Glauben, die er verkündete, konnte die Erfahrung von Einsamkeit und Rückzug zwar ebenso Versuchung sein, bestenfalls aber zu einer Bewährung werden.

Geburtsort des Täufers

Johannes war daher für viele offensichtlich ein Prophet, wie es ihn schon lange nicht mehr gegeben hatte. Jesus selbst weist ihm später vor den Jüngern die Elija-Rolle zu (Mt 11,9-14; 17,10-13).

Der Glaube an Elija, als Vorbote des Messias, war im Judentum tief verankert. Im Vorläufer Jesu steckte also für jeden Juden - ohne dass er oder sie bereits Jesus zuvor gekannt oder erkannt hätte - eine seit den Erzvätern sehr vertraute Botschaft: Entscheidungen in Gottnähe bewirken stets Veränderung.

Auch für Jesu Selbstdeutung und Vollmachtsfrage in den Evangelien spielt diese Rollenzuweisung bis zuletzt, am Kreuz, die entscheidende Rolle (Mk 15,36). Im Gegenüber von Johannes fasst Jesus seinen letzten Entschluss, dem Willen des Vaters nach, nach Jerusalem in den Tod zu gehen.

Was daher alle Söhne und Töchter Gottes, bereits vorösterlich mit Johannes und schließlich Jesus verbindet, ist radikale Sendung, die nur im Glauben angenommen werden kann. Johannes dem Täufer kommt daher höchste Bedeutung im Verstehen von Leben und Wirken Jesu zu.

Seine apokalyptische Ankündigung des Stärkeren - gleichsam Richtigen, also wahren Messias; nicht einfach eines Größeren, der nach bloß irdischen Maßstäben anders wäre, ist endzeitlich gesehen, die Vorwegnahme des Kommenden Gottes, dem sich Johannes mit seiner "Rede vom Lösen der Sandalen" (Rabbinisch) unterwirft und so nachösterlich das Vorbild aller Christgläubigen schlechthin darstellt.

 

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