Hochfest Dreifaltigkeit
Gnade - Liebe - Einheit
Dreifaltigkeit Gottes - wie soll man das verstehen können?! - Und doch: geht es nicht vielleicht "innergöttlich ganz menschlich" zu?! Schon die Antike wußte, selbst der Mensch lebt dreigestalt: Körper, Seele, Geist. Die gilt es zwar zu trennen; doch nie steht eine Dimension nur für sich allein.
Obwohl der Mensch dreigestalt ist, besteht er nicht aus drei Wesen, sondern nur aus dem einen Wesen Mensch. Und analog können wir, meine ich, auch auf das Geheimnis Gottes schließen.
Jemand erzählte mir mal, daß er in einer Bibliothek ein Buch "die Bibel in allen Sprachen der Welt", gesehen hat; und sich dabei fragte: Wie ist das möglich? Er schlug das Buch auf und fand darin nur einen Vers, in alle Sprachen übersetzt: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16)
In diesem einen Vers ist tatsächlich die eine Botschaft der ganzen Bibel und des heutigen Festes zusammengefasst: Gott ist ein Wesen barmherziger Liebe und Solidarität!
Und doch zeigt er sich in der Gemeinschaft von 3 Personen - auf Du und Du! Denn, wenn Gott Liebe ist, kann er kein einsamer Gott sein. Der eine Gott entfaltet sich in dreifacher Weise auf den Menschen hin. Eine moderne Keramik versucht dieses Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes ins Bild bzw. ins Wort zu bringen...
Zu sehen sind 3 Ringe, die sich auf einen vierten in der Mitte hin öffnen. Aus dem oberen Ring tritt Gottes Geist als Feuertaube in die Welt der Menschen. Im rechten Ring stützt Gott als barmherziger Vater einen hilflosen Menschen. Und im dritten Ring kniet Jesus als der Sohn nieder und küsst diesem Menschen die Füße, der im vierten Ring die Mitte selbst bildet.
Der Mensch sozusagen als Abbild der liebenden Phantasie des Schöpfer Gottes. - Der ihm als Vater Raum schafft und ihm Möglichkeiten zum Leben schenkt. Dessen Vaterliebe in der Gestalt des Sohnes leibhaftig sichtbar wird. Als Mensch unter Menschen - einer von uns. Gott selbst kniet in der Keramik im Sohn nieder und küsst dem Menschen die Füße.
Und mehr noch: im Letzten führt des Sohnes bedingungsloses Eintreten für den Menschen und dessen göttliche Würde, sogar bis in den Tod. Aber, selbst dann wiederum mehr noch: nämlich, noch darüber hinaus. Jenseits unserer zeitlichen Vorstellungskraft hält er Leben für uns bereit; wiederum greifbar und sichtbar in Jesu Auferstehung. Grenzenlos!
Im Sohn können selbst wir Raum und Zeit überwinden. Damit das aber möglich ist, bedarf es Gottes Geist; der Zeit überdauernden Zusage seiner Gegenwart, die im Sohn Teil der Geschichte, damit aber auch zunächst vergänglich wurde. In der Erfahrung des Geistes ist es jedoch möglich, ihn immer weiter noch zu spüren, zu erleben und zu greifen. Es gibt diesen Lebensatem! Von außen betrachtet, nicht zu erkennen - von innen jedoch, umwerfend und begeisternd: „Wenn drei nicht mehr als eins ist!“ (BS)
Dazu ein meditativer Gebetstext von Susanna Oppliger:
ein mensch im mittelpunkt
nicht stark und gesund
sondern schwach, krank
entmutigt, traurig, müde
lebensmüde vielleicht
erbärmliche gestalt
der mensch im mittelpunkt
göttlicher Zuwendung
bin ich es
kann und will ich es sein
schwäche wahr-nehmen
zulassen annehmen
mich fallenlassen
nichts mehr tun
nur noch sein
du bist da
schöpfergott und vater
du neigst dich liebevoll herab
dein gesicht ist mir ganz nahe
ich spüre deinen atem
du greifst mir unter die arme
du bist da
gottessohn und menschensohn
jesus Christus
tief beugst du dich
umfängst mich ganz unten
trägst mich in der tiefe
du bist da
heiliger geist
kraft aus der höhe
du tröstest mich
belebst mich
erfüllst mich
du atem gottes
barmherzige dreieinigkeit
heilende hingabe
bergende liebe
dir überlasse ich mich
berge mich in dir
lebe durch dich heute, allezeit
in ewigkeit