Es bleiben Fragen

Zweifeln und Glauben

(frei nach Angelika Leonhardi, Radebeul)
Abendstimmung - Dämmerung

"Ohne Glauben?" - Geht das? - Es war wieder mal Abend geworden. Dämmerung taucht das Sonderbare dieses Tages in verklärtes Licht. Unter dem Eindruck der verwirrenden Osterereignisse haben sich die Jünger versammelt. Verwegene Annahmen stehen im Raum...

Noch auf dem Heimweg vom Grab hatten Johannes und Petrus alles für möglich gehalten. "Herr, im Himmel!" - Aber so wie ihnen beim zweisamen Gang nach Haus das Unwahrscheinliche wahrscheinlich erschien, noch. So kam es ihnen jetzt wiederum fragwürdig vor, im Disput untereinander. Sicher, Marias Freude war unübersehbar. Mitreißend. Erleichternd. Aber vielleicht doch eher Einbildung - Wunschdenken? - Glaube braucht Erfahrung!

Plötzlich ein vertrautes Wort: "Friede sei mit Euch!" - Es öffnet den verriegelten Raum Ihrer Zweifel und Furcht. Die Jünger erkennen IHN. Es ist der gekreuzigt Auferstandene! Mit der Geisteskraft, die sie von sich aus nicht haben, werden sie nunmehr erfasst... "Die Zeichen - die Male!"

"Thomas aber..." - Seinem Namen haftet etwas Unstetes, Schwankendes an. Zwilling wird er genannt. Er wirkt unter der zugeschriebenen Last seines Namens wie in eine Falle geraten.

Wundmale Jesu (St. Gereon Köln)

Dabei war er doch nur später gekommen. Hatte die Worte des Herrn nicht gehört, seine Wundmale nicht gesehen. Er kam wie von außen. In den geschlossenen Innenraum. Den "inner circle".

"Streck Deine Finger aus... Deine Hand" - so fordert Jesus ihn auf. Und Thomas berührt ihn. Die Wundmale. Er fühlt in die Tiefe der Wunden. Zeichnet die Signaturen des Todes nach. Überwundener Tod. Keine Zweifel, keine Leere mehr...

Es bricht aus ihm heraus: "Mein Herr und mein Gott!"

Hätte Thomas zuvor schon glauben sollen? - Möglicherweise. -     Aber was würde uns eigentlich fehlen, hätten wir nicht dieses ergreifende Bild der Berührung in all unserem Zweifeln.

Wir leben doch in der Regel auch nicht von Helden, in denen wir uns nicht gespiegelt finden. - Wir, die wir so oft der Zeichen bedürfen, um glauben zu können. Wie Petrus, Johannes, Maria und Thomas. - "Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt" - so versichert uns das Evangelium.

Und darum erzählt Joh diese wunderbare Begebenheit. Kein Märchen. Geschenk! Ein nötiges Geschenk. Oder bin ich doch eher "ungläubig", wenn mir das schwer fällt? - Nein. Zweifel. Suchen. Das ist erlaubt. Ja recht! - Wie ein Zwilling für uns und unsere Glaubenserfahrung. - Allein die Sehnsucht trägt!

"Mein Herr und mein Gott." - So soll der Heilige Nikolaus von der Flühe oder Bruder Klaus nach der Überlieferung jeden Tag gebetet haben. Seinem Beten dürfen wir uns am "Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit" vertrauensvoll anschließen:

 

Mein Herr und mein Gott
nimm alles von mir,
was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich führet zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir,
und gib mich ganz zu eigen dir.

 

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