Berufen zur Nachfolge

Dienende Kundschafter

Gedankensplitter am Ende der 4. Osterwoche

Dienende Kundschafter sein

Christusnachfolge ist eine zutiefst österliche Fragestellung. Sie zieht sich durch alle liturgischen Texte der Osterzeit. War diese Anfrage schon zu Lebzeiten Jesu bereits sehr präsent, ja sogar Frage schlechthin; so wird sie jetzt kurz vor Pfingsten unausweichlich konkret und weit.

Da wird Berufung aus anfänglicher Ahnung und Neugier plötzlich zur Entscheidung. Wir Christen stehen kurz vor dem Fest der Himmelfahrt, der eigentlichen Testamentseröffnung Jesu. Und, Entscheidungen fordern heraus. Umbrüche oder Krisen dergleichen.

Wo zeigte sich das akuter als ganz aktuell 2020 - in Zeiten von Corona. Und, ich denke, entscheidend bleibt auch da immer wieder, wie wir aus dem Glauben heraus, mit gewandelten Umständen, Situationen, Anfragen an uns selbst umgehen. - Warum?

Weil viele spüren: Es ist etwas dran an der Sache mit Gott, wo ratloses Empfinden einen jeden Zeitgenossen überkommt, wenn er sich auf Situationen und Fragen einlässt, die über uns selbst hinausgehen, die nicht ein jeder mit sich selbst beantworten oder ausmachen kann.

Und dennoch versuchen es ebenso viele... Jesus wiederum sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6). Wahrheit begegnet uns also in Gestalt einer Person, eines Du. Und sie offenbart sich im Gehen, erschließt sich also im Prozess des Lebens - als Lebenswahrheit.

Stets offen somit auch für den Sprung des Glaubens - eines jeden. Der Glaube fordert heraus. Leben fordert heraus. Nicht selten zum Loslassen, zum Verlassen des gewohnten Umfelds oder aber persönlicher "Glaubenssätze". Wenn Christus uns ruft: Welche Eigenschaften braucht es dann also?

Marc Chagall - Ohne Titel

Vielleicht hilft es, sich hier einmal ans Alte Testament und den Exodus des Volkes Israel zu erinnern. Nach dem Verlassen des gewohnten Umfeldes in Ägypten herrschte nicht nur Aufbruchstimmung; vielmehr machten sich Unsicherheit und zunehmende Orientierungsnot bemerkbar.

In dieser Situation schickt Mose Kundschafter aus (Num 13/14), festzustellen, ob das verheißene Land wirklich bewohnbar ist. Bei ihrer Rückkehr gibt es viele ängstigende Eindrücke, selbsterfüllende Prophezeiungen. Aber da ist auch Josua, der ebenso Probleme wahrnimmt, andererseits das Volk an seine eigentlich geistlichen Ressourcen erinnert, nämlich die Begleitung durch Gott.

Und, ich denke, in ganz ähnlicher Situation befinden auch wir uns als Kirche immer wieder. Fixiert auf Risiken, Probleme oder zuversichtlich und in gläubiger Aufbruchstimmung. Dabei wissen wir zwar im Einzelnen nie, was uns erwartet, aber wir haben die Gewissheit, wer uns vorausgeht und begleitet.

Damit verbinde ich persönlich die Hoffnung, dass sich mein und unser Glaube als "Unterwegssein mit einer Verheißung" bewähren kann. Und ich freue mich, dass ich mich in meinem Dienst von vielen solchen Kundschaftern mitgetragen weiß. Das ist für mich ein Bild der Christusnachfolge. (BS)

Dazu abschließend ein kurzer Ausschnitt aus einem der "Ungehobelten Gebete" von Stephan Wahl:

Berufung

"Jesus, Bruder und Herr, mein See Genezareth liegt in der Eifel.

Vielleicht auch in den Straßen irgendeiner Stadt.

Es sind keine Fischerboote, von denen Du mich wegrufst, und meinen Vater verlasse ich auch nicht.

Ich bin ein Jünger mit eMail-Anschluss, mit Handy und Hip-Hop im Ohr.

Ich weiß nicht, ob ich tauge für Deinen Auftrag, für Deine 'Mission impossible'.

Ich weiß nur, dass Du mir in der Seele brennst, wenn ich Dein Wort lese, so als hörte ich Dich selbst.

Ich weiß nur, dass ich still werde, in Deinen Räumen, und zwar ganz freiwillig.

Nicht selten, ahne ich dann, dass Du mich, warum auch immer, gemeint hast und sendest. Amen."

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