Christi Himmelfahrt
Himmelweite des Betens
Ein paar Gedanken zum Tag frei nach Anselm Grün OSB
40 Tage nach Ostern. Ein neues, letztes Gipfelerleben mit Christus Jesus. Ausblick auf die letzte, ewige Heimat des Menschen. Eine besondere Symbolik. Eine besonders geprägte Zahl.
40 Tage wanderte Elia durch die Wüste, bis er am Berg Horeb eine neue Berufung erfuhr. 40 Tage ging Jesus in die Wüste, um sich in Einsamkeit auf seine Aufgabe vorzubereiten. 40 Tage braucht der Mensch, damit SEIN Geist ihn durchdringt. So ähnlich fasste es bereits Gregor der Große in Worte.
"Quarantäne" erleben wir dieses Jahr ganz aktuell. - Im Alten und Neuen Testament ist das immer die Zeit innerer Wandlung auf die Erfüllung hin. - Und für uns?
40 Tage nach Ostern liegt nun im Festzyklus des Kirchenjahres, das wesentlich durch den Evangelist Lukas "begründet" wurde, Christi Himmelfahrt. Auf dass die Auferstehung uns noch einmal Mut mache und schwungvoll verwandle. Dass alles Erstarrte in uns zu neuer Lebendigkeit aufbreche!
Jesus fährt in den Himmel auf. Allem Äußerlichen enthoben. Er will uns nun von Innen her den Weg zu einem erfüllten Leben weisen. Ist es nicht denkbar sinnenfällig, dass dieses Ereignis für uns ganz aktuell so unmittelbar mit den ganzen Lockerungen nach fast 3 Monaten Pandemie, zweimal 40 Tagen moderner Wüstenerfahrung zusammenfällt?!
Die Himmelfahrt Jesu will uns tatsächlich im Jahr 2020 wohl auf einiges Unerlöste im Idealbild unserer Welt stoßen. Aber keinesfalls zur Flucht vor der Realität auffordern. Ganz im Gegenteil! Viel eher vielleicht sogar den Drang nach Höherem in uns allen einmal sehr konkret neu hinterfragen - zwecks heilsamer Bewusstseinserweiterung und wachsender spiritueller Erfahrung.
Das Christliche Paradox besteht ja gerade darin, dass wir im Hinabsteigen aufsteigen. Das war so bei der Verklärung am Tabor. Das war so auf Golgatha. Und begleitet uns auch nun in der Himmelfahrt des Herrn, die uns abermals einlädt, die Bewegung Christi in unserem Leben anzunehmen, und nachzuvollziehen - hin zu Gott, in den Himmel!
Leben in Gottes Weite. Darum geht's im Glauben. Wir sind nicht nur Menschen dieser Erde, sondern auch des Himmels. Unsere Seele darf immer und überall die Weite des Himmels atmen. Sie ist der Raum, über den die Welt im Letzten keine Macht hat: der Himmel in uns.
Nehmen wir IHN dankbar darin auf! Er sagt uns zu, dass er bleibt. Bis in Ewigkeit, will er sich mit uns verbinden. Auf dass "wir ruhen in jenem Grund, der selbst den Abgründen noch zu Grunde liegt." (Andreas Knapp)