"Europe meets Africa" - Konzert für Orgel und Schlagzeug am So., 26.01.2014 um 18 Uhr als Auftakt zu "90 Jahre St. Michael"
"Europe meets Africa" so lautet das Motto eines Konzerts für Orgel und Schlagzeug zum Auftakt des Jubiläumsjahres "90 Jahre St. Michael" am Sonntag, 26. Januar 2014 um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael.
Der Organist Markus Pack musiziert gemeinsam mit der Schlagzeugerin Birgit Ibelshäuser ein hochkarätiges Programm mit Werken von Pierre Cochereau (1924-1894), Robert M. Helmschrott (geb. 1938), Nebojsa J. Zivkovic (geb. 1962) und dem auch durch Filmmusik bekannt gewordenen Enjott Schneider (geb. 1950).
Einige dieser Werke entstanden erst im letzten Jahr im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Spitals von Dr. Albert Schweitzer, der selbst ein hervorragender Organist und Musikwissenschaftler war.
Das Programm
Pierre Cochereau (1924 - 1984) |
Boléro sur un thème de Charles Racquet pour grand orgue et percussion (UA 14. Mai 1973 N.-D. Paris) |
Robert M. Helmschrott |
Réflexion et lumière für Orgel (Auftragskomposition zum AS-Jahr 2013) |
Nebojsa J. Zivkovic (*1962) |
To the Gods of Rhythm für Djembee und Stimme |
Enjott Schneider |
African Patchwork für Orgel und Djembee (Auftragskomposition zum AS-Jahr 2013) Saarbrücker Erstaufführung; Uraufführung am 11. Mai 2013 in der Berliner Hedwigskathedrale |
Pierre Cochereau |
Suite de Danses |
Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Im Anschluss sind die Konzertbesucher zu einem Umtrunk in der Kirche eingeladen.
Anfahrt
Die Künstler
Birgit Ibelshäuser studierte an der Musikhochschule des Saarlandes. Sie ist Diplom-Musikpädagogin (Schlagzeug und Elementare Musikpädagogik) und Diplom-Orchestermusikerin. An der Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken unterrichtet sie die Fächer Schlagzeug /Percussion sowie Elementare Musikerziehung (Musiktheater, Musikalische Grundausbildung, Musikalische Früherziehung, Kinderchor) und leitet den Fachbereich. Darüber hinaus ist sie als Schlagzeugerin gefragt, wirkt als Dozentin und Referentin bei Weiterbildungen und Workshops und hat einen Lehrauftrag für Elementare Musikpädagogik an der Musikhochschule Mannheim.
Markus Pack studierte Kirchenmusik an der Musikhochschule in Köln (A-Examen mit Auszeichnung) und legte 1994 die Konzertreifeprüfung in der Meisterklasse von Prof. Daniel Roth (Paris) ab. Er ist freischaffend als Kirchenmusiker, Konzertorganist, Korrepetitor und Liedbegleiter tätig. Seit 2013 engagiert er sich auch als künstlerischer Leiter des Fördervereins für Kirchenmusik in St. Michael e.V. .
Thomas Kitzig
Die Komponisten und ihre Kompositionen
- von Markus Pack -
1924 - im Erbauungs- und Einweihungsjahr der Kirche St. Michael - wurde Pierre Cochereau geboren. 1984 gestorben, ist 2014 sein 90. Geburts- und 30. Todesjahr.
Als einer der bedeutendsten Organisten des 20. Jahrhunderts war er von 1955 bis zu seinem Tod Titularorganist der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Vor allem durch seinen damals unerhörten Improvisationsstil, der eine perfekte Synthese mit der dortigen Orgel einging, bekam er den Ruf eines "apokalyptischen Visionärs" der Orgelmusik, der zu Lebzeiten gefeiert wurde wie heute ein Pop-Star. Sein Sohn Jean-Marc und renommierte Organisten rekonstruierten anhand der vorhandenen Live-Mitschnitte einige dieser Improvisationen, so dass sie heute quasi als Kompositionen vorliegen. Zwei dieser Werke bilden so den Rahmen des Programms.
Im Boléro über ein Thema von Charles Racquet (ein Vorgänger Cochereaus an Notre-Dame im 17. Jahrhundert) entwickelt sich über dem rhythmischen Puls des Boléro von der Percussion ein Crescendo vom pianissimo bis zum Tutti der Orgel und wieder zurück. Ein Werk, das den Vergleich mit dem berühmten Ravel-Boléro nicht zu scheuen braucht!
Die Suite de Danses hat in diesem Jahr ebenfalls Geburtstag: Die Uraufführung fand am 29. Mai 1974 , also vor vierzig Jahren statt. Cochereau greift hier formal auf Satztypen einer altfranzösischen Suite zurück (z.B. Sarabande, Menuet, Gigue etc.), erfüllt diese natürlich mit seiner Tonsprache und setzt zur Unterstützung im 3. (dieser mag evtl. auch "afrikanische Assoziationen" evozieren...) und 5. Satz die Percussion mit ein. Alte Formen - neues Klanggewand! Bis heute faszinierend...
Der Titel To the Gods of Rhythm von N. J. Zivkoviz sagt schon: Es geht um die transzendente Urkraft des Rhythmus, die - so der Komponist - die Menschen Afrikas und des Balkan in besonders intensiver Weise "im Blut" haben. Das Werk ist eine Mixtur der Musiktradition dieser beiden Kulturen. Das Thema des Stückes ist ein serbisch-orthodoxer Gesang.
In dieser Komposition, die teils auch improvisatorisch zu gestalten ist, beeinflussen die Trommel-Impulse die Sprache/Stimme und umgekehrt. Die menschliche Stimme und der instrumentale Part gehen ein gegenseitiges Wechselspiel ein: ein Miteinander, ein Kommunizieren, ein Dialog... Das Werk wurde 1994 , also vor genau 20 Jahren uraufgeführt.
Robert M. Helmschrott feierte im letzten Jahr seinen 75. Geburtstag. Als weltweit anerkannter Komponist steuerte er eine Komposition zum Albert-Schweitzer-Jahr 2013 bei: Die Töne A und Es (die Initialen Schweitzers) spielen eine zentrale Rolle.
Wie der Titel Réflexion et lumière schon sagt, geht es um meditierendes Nachdenken über die humanitäre Philosophie Schweitzers, die mehr und mehr übergeht in eine bewegte Darstellung des Lichts, der Erhellung - Zitate nach Albert Schweitzer: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will" und "Wo das Licht im Menschen ist, scheint es aus ihm heraus". Ein Appell, eine "Impression spirituelle". Ein Miteinander, nicht Gegeneinander. Dialog - gerade in unseren Tagen, so Helmschott. Die Saarbrücker Erstaufführung des Werkes spielte Markus Pack am 29. Juni 2013 in der Saarbrücker Ludwigskirche.
Enjott Schneider ist einer der facettenreichsten lebenden Komponisten. Sein Oeuvre reicht von Orgelmusik über Oper, Oratorium, Kammermusik bis hin zu Filmmusik: Eines seiner bekanntesten Werke ist die Musik zum berühmten Film "Schlafes Bruder".
Auch er schuf eine Auftragskomposition zum Albert-Schweitzer-Jahr 2013 und schlug mit African Patchwork eine interkontinentale Brücke zwischen Europa und Afrika, so, wie Albert Schweitzer aus dem Grenzland Elsass nach Afrika (Lambarene in Gabun) ging... Ebenso verbindet sich hier der "als Ideal gedachte, typische Albert-Schweitzer-Orgelklang" mit dem rhythmischen Ur-Instinkt afrikanischer Trommeln... - die Orgel in St. Michael bietet hierfür fast (!) ideale Voraussetzungen.
Manches des Djembee-Parts ist zwar in der Partitur notiert, aber bewusst auch als Anregung zu einer improvisatorischen Gestaltung gedacht. "EUROPE MEETS AFRICA..." - ganz im Sinne Albert Schweitzers!